Heute möchte ich euch mal eine Geschichte erzählen, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als mich ein 80-jähriger Mann gefragt hat, wo denn mein Hund schlafen würde – im Hof? Für mich war das in diesem Moment schockierend wie er denken könnte, dass Bliss in der Kälte und nicht in meiner Nähe schlafen könnte… Aber dann wurde mir klar, dass das für ihn normal ist. Warum? Weil zur damaligen Zeit, als der Herr noch jünger war, die Hunde und vor allem auch die Pferde als Nutztiere gehalten wurden. Es ist schon faszinierend, wie sich der Bezug zu Tieren verändert hat in den letzten Jahren… Vom Nutztier zum Show-Tier
Der Hund hat den Hof beschützt und das Pferd wurde bei der Landwirtschaft eingesetzt. Heute gibt es Maschinen, die die Landwirte unterstützen und die Hunde leben im Haus. Und nicht nur das, sie haben mittlerweile einen so hohen emotionalen Stellenwert bei uns Menschen erreicht, der früher undenkbar war. Wenn ich dem Herrn erzählt hätte, was mein Hund zu Hause alles hat – vom besten ergonomisch geformten Körbchen, bishin zu 15 verschiedene Leinen passend zum Wetter oder ein extra Hundehandtuch, dass die kleine Maus auch nicht frieren muss – wäre er wahrscheinlich vom Stuhl gefallen. Aber woher kommt dieser Wandel?
Die Futtermittelindustrie boomt, genauso wie der Zubehörhandel für Haustiere. Hundetrainer und „Hundeflüsterer“ sprießen aus dem Boden und bringen hohe TV-Einschaltquoten. Unzählige Bücher über Erziehung, Ernährung und Auslastung, sowie Blogs finden hohes Interesse auf dem Markt. Die Menschen haben eine enge Bindung zum Sozialpartner Tier aufgebaut, dass dieser Wirtschaftszweig enorm angestiegen ist.
Dieser sehr emotionale Stellenwert ist mittlerweile vergleichbar mit einem eigenen Kind. Nicht selten ersetzen Hunde eine fehlende Familie oder sind voll und ganz als Familienmitglieder integriert. Sie kompensieren den wenigen Sozialkontakt oder vereinfachen die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen. Man treibt zusammen Sport und verbringt gemeinsam den Urlaub. Manche sehen einen Hund vielleicht auch als Satussymbol. Wenn der Vierbeiner mal krank ist, wird eine immer aufwändigere medizinische Versorgung gewährleistet. Und bei Verlust wird sehr tief getrauert, denn ein liebendes Familienmitglied ist gestorben.
Doch woher kommt diese enge Verbindung zu Haustieren?
Wenn wir noch einen Schritt zurückgehen kann man erkennen, dass nicht nur die Haustiere einen anderen Stellenwert bekommen haben. Schaut euch doch mal die Lebensmittelindustrie an. In den letzten Jahren sind Bio Produkte aus dem Boden gesprießt und überall sieht man vegane, vegetarische und ohne Zusatzstoffe deklarierte Produkte im Supermarkt. Für mich ist diese Entwicklung ganz einfach zu erklären.
Die Menschen schreien quasi nach der Ursprungseigenschaft – dem naturverbundenen. Durch den Wirtschaftsboom können sich die Menschen in Deutschland nicht nur mehr leisten, sondern die Städte werden immer größer, das Leben wird immer schneller, und der Druck im Arbeitsalltag wird immer stärker. Das Selbstwertgefühl leidet durch ständige Vergleiche in der Gesellschaft in der wir Leben.
Da wünscht man sich als Mensch den “Urinstinkt Natur” zurück. Natur, mit etwas mehr Ruhe und Natürlichkeit. Die Menschen wollen einfach wieder gesünder leben – wieder zum Ursprung zurück. Die Bio Lebensmittel und die Haustiere unterstützen diesen inneren Wunsch.
Haustiere geben den direkten Kontakt zur Mutternatur zurück und dieses wertvolle Gut soll so gut es geht beschützt werden. Das beste Futter, die beste medizinische Versorgung und die für den Tierkörper beste Liegemöglichkeit. Dies alles um das eigene Gewissen zu stillen, dass es dem Haustier an nichts fehlt.
Wohlstand 2.0.
Die beste Fellpflege und die schönsten Kleider für den Vierbeiner müssen natürlich auch gezeigt werden. Daher boomt nicht nur die Futtermittelindustrie sondern auch die Hunde-Shows in denen der Hund nur auf das Äußere reduziert wird und nicht mehr für den “Nutzen” den er mal auf dem Hof gebracht hat. Ich würde sagen, so zeigen die Menschen heute ihren Wohlstand. Der bestgepflegteste Hund ist das bessste Statussymbol.
Das wirklich wertvolle heutzutage an den Vierbeinern
Wir sollten alle versuchen etwas bewusster zu leben. Bewusster in dem was wir tun und etwas Ruhe ins Leben bringen. Einfach mal die Blätter im Park hören und tief durchatmen.
Den Stress von der Arbeit ablegen und Zeit mit der Familie verbringen. Leistungsdruck in einem gesunden Maß Händeln und weniger Bewertung von anderen Menschen oder Situationen. Den Hund als Statussymbol zu nehmen, ist denke ich nicht die Lösung für das innere Empfinden.
Das schönste was ich von meinem Hund aber lernen kann ist:
- Verzeihen können
- Das Beste aus den Situationen machen
- Nie den Mut zu verlieren, dass man doch etwas schaffen kann
- Treue
- Liebe
- Tiefe Verbundenheit und vor allem
- Akzeptanz.
Wir sollten das einfach mal wieder öfter versuchen in unser Leben zu integrieren, was uns die Haustiere mitteilen wollen. Der Hund muss nicht den besten Lauf bei einem Turnier machen, um Stolz auf ihn sein zu können. Seid stolz, wenn ihr eine tolle Bindung zu eurem Hund aufgebaut habt. Das ist das wertvollste Erlebnis mit einem Hund – nicht die Auszeichnungen.
Wie ist das bei euch? Spürt ihr auch diese Schnelligkeit im Leben und den Drang zu “Schneller, höher, weiter?”
Viele Grüße
Tine & Bliss
wunderbarer Artikel.
Vielen Dank.
Bewusstsein und Achtsamkeit – genau mein Denken und Fühlen…
Ha da fällt mir gleich mein gemütliches Mittagessen bei meiner Oma letztens ein.
Als Letty neben uns während dem Essen unter dem Tisch lag und döste…
Sie verstand auch die Welt nicht mehr, dass Letty immer bei mir ist.
Denn meine Oma lebte früher auch auf einem Bauernhof, wo auch heute noch ein Hund
auf den Hof lebt / und diesen ”bewacht”. Eben als Nutztier gehalten wird, wie die Kühe im Stall…
Aber Sie freundet sich langsam mit Letty’s Anwesenheit im Esszimmer an. 🙂