Ich persönlich versuche immer wieder mein Leben nachhaltiger zu gestalten. Wenn man Dinge hinterfragt, wird man als Hundebesitzer irgendwann auf das Thema: “Wo kommt denn eigentlich das Futter für meinen Hund her?” stoßen. Viele Hundebesitzer möchten aktiv einen Beitrag gegen die Massentierhaltung leisten und stellen nicht nur ihre eigene Ernährung auf vegan um, sondern auch die des Hundes.
Ist das denn überhaupt gesund? Und wie können wir mit dem schizophrenen Verhältnis zwischen Hundeliebe und Massentierhaltung umgehen? Wir haben mit Experten geredet.
Der Weg zwischen Tierliebe und Massentierhaltung
Ich muss euch sagen, dass ich mich manchmal schizophren fühle. Ich selber ernähre mich hauptsächlich vegan, esse seit über 10 Jahren kein Fleisch mehr, finde die Massentierhaltung einfach nur furchtbar und nicht zu entschuldigen, gebe meinem Hund aber genau das in den Hundenapf. Es fällt mir schon sehr schwer, mit diesem Gedanken ein gutes Gefühl zu haben.
Ist für die Nahrung unserer Hunde nur noch vegan ein Weg in ein nachhaltigeres Leben ohne Massentierhaltung?
PETA spricht sich klar für eine vegane Hundeernährung aus. Die Massentierhaltung wird mit einer großen und nicht unwesentlichen Menge durch Hundefutter unterstützt. Ein Zitat von der Webseite zum Thema:
Die Schattenseite der Futtermittelindustrie
Einige Futtermittelhersteller haben leider nicht das Wohl des Haustiers im Sinn, sondern die eigene Gewinnmaximierung. Daher finden sich im Futter oftmals Geschmacksverstärker, Zucker und andere minderwertige Zutaten. Außerdem führen einige Hersteller, darunter bekannte Marken wie Iams, Eukanuba und Royal Canin, noch immer grausame Futtertests an Tieren im Labor durch.
Das Argument, für Tierfutter müssten keine zusätzlichen Tiere sterben, da nur Schlachtabfälle benutzt werden, ist hinfällig. Es stimmt zwar, dass oftmals Knochen, Knorpel und Sehnen benutzt werden, aber immer mehr Firmen erhoffen sich mit Beschreibungen wie „reines Muskelfleisch“ kaufwillige Kunden, die „nur das Beste“ für ihren Liebling wollen.
So oder so: Die Futtermittelindustrie ist ein Milliardengeschäft, und die Fleischindustrie profitiert davon.
Wie kann ich also als Hundebesitzer die Liebe zu Haustieren rechtfertigen, wenn ich in Kauf nehme, dass am Anfang der Kette Kühe und Hühner in der Massentierhaltung fast verenden, nur damit mein Hund etwas zu fressen bekommt?
Muss ich meinen Hund vegan ernähren, dass ich die miserable Tierhaltung nicht mehr unterstütze oder gibt es noch andere Lösungen?
Um einen Weg zu finden, wie wir nachhaltig leben können, das Tierwohl nicht missachten und unsere Hunde dennoch gesund ernähren können, bin ich auf Experten zugegangen, die jeweils unterschiedliche Wege gefunden haben. Lasst euch überraschen und bildet euch eine eigene Meinung bzw. schaut für euch, wie euer Weg sein könnte.
VEGDOG – vegane Hundenahrung
VEGDOG ist ein junges Unternehmen, das sich auf vegane Hundenahrung spezialisiert hat. Ich hatte die Chance, den zwei interessanten Gründerinnen von VEGDOG ein paar Fragen zu stellen und bin sehr glücklich darüber, dass sie sich die Zeit genommen haben. Vielen Dank Tessa Zaune-Figlar und Valerie Henssen für eure Zeit!
Den Hund – einen Nachkommen des Wolfes – fleischlos ernähren?
Diese Frage habe ich bei euch auf der Webseite gefunden und stellen sich wahrscheinlich auch viele Hundebesitzer. Geht das überhaupt? Den Hund zu 100 % vegan ernähren?
1. Warum seid ihr der Meinung, dass eine vegane Hundeernährung für die Hunde genau das richtige ist?
In den letzten Jahrhunderten war Fleisch ein Luxusgut. Hunde bekamen die Reste vom Tisch die hauptsächlich aus Getreide bestanden. Haustiere haben noch nie so viel Fleisch konsumiert, wie heute. Eine vegane Alternative kann für Hunde, die bisher fast ausschließlich Fleisch fraßen, da Gold wert sein.
Wir sind fester Überzeugung, dass Hunde Proteine und kein Fleisch brauchen. Das beweisen wir seit 2015 mit dem ersten 100% bedarfsdeckenden Fleischlosfutter. Unsere variationsreichen, glutenfreien Sorten stellen auf Basis pflanzlicher Proteinquellen eine neuartige Balance aus allen wichtigen Makro- und Mikronährstoffen her. Unser Tierfutter beinhaltet alle essentiellen Aminosäuren und begeistert Fachtierärzte weit mehr als konservierte Fleischprodukte. VEGDOG hält nicht nur Hunde bis ins hohe Alter fit, sondern verschont auch andere Tiere und die Umwelt.
2. Welche Hunde fressen euer Futter? Nur kranke Hunde oder auch kern gesunde?
Viele Hunde leiden an Unverträglichkeiten bzw. Allergien. Neben der Futtermittelunverträglichkeit, ist eine vegane Ernährung auch bei anderen Erkrankungen empfehlenswert. Ein Beispiel wäre die Erkrankung der behandlungsbedürftigen Leishmaniose. Hier profitieren Hunde von einer besonders purinarmen Diät. Wie auch beim Menschen, wird die Lebensqualität von Hunden entscheidend durch die Ernährung beeinflusst. So kann das richtige Futter sogar Krankheiten heilen. Weniger Fleisch heißt zum Beispiel auch weniger Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Bei gesunden Hunden kann das vegane Hundefutter eine gute Möglichkeit sein, nicht nur dem eigenen Hund etwas Gutes zu tun, sondern auch anderen Tieren. Dabei muss man den Hund nicht zwangsläufig sieben Tage die Woche vegan ernähren. Auch ein, zwei, drei Tage die Woche helfen nicht nur dabei, den Hund gesünder zu ernähren, sondern auch den Fleischmassenkonsum zu senken und damit einhergehend die Umwelt zu schützen.
3. Würdet ihr sagen, dass euer Hundefutter eine nachhaltige Alternative ist und warum?
Definitiv ja, denn weniger Fleisch heißt auch weniger Umweltzerstörung und schlichtweg weniger Leid auf der Welt. Warum also nicht einfach einen „Veggieday“ einlegen, der den Vierbeinern Spaß macht? Unsere Produkte fördern nicht nur die Gesundheit, sondern auch den Tier- und Umweltschutz. Jedes Leben ist wertvoll und Hundebesitzer können dafür einen einfachen Beitrag leisten.
Clean Feeding, ein Konzept einen Hund mit frischen und natürlichen Nahrungsmitteln zu versorgen und dabei nachhaltig zu leben
Hallo liebe Anke! Du bist zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde, Bloggerin, Autorin und Querdenkerin. Du hast ein Buch “Clean Feeding” heraus gebracht, welches bei mir schon damals auf großes Interesse gestoßen ist. Dein Konzept einen Hund mit frischen und natürlichen Nahrungsmitteln zu versorgen und dabei nachhaltig zu leben, finde ich super spannend.
1. Erzähl uns doch mal, warum mit deinem Konzept der Hundehalter aus dem schizophrenen Verhältnis zwischen Hundeliebe und Massentierhaltung raus kommt!
Clean Feeding ist kein Trend und kein Dogma, es ist ein Weg zurück zu einer relativ natürlichen und unkomplizierten Form der Hundeernährung. Wäre Hundeernährung eine so komplizierte Angelegenheit, wie uns heute oft suggeriert wird, würde es Hunde wahrscheinlich nicht mehr geben. Hunde wurden im Laufe ihrer Geschichte meist von dem ernährt, was die Menschen übrig hatten. Dass das so möglich war, hat sie für uns u. a. auch so besonders gemacht. Kaum jemand hätte in früheren Zeiten einen Hund gehalten, wenn man extra für diesen Nutztiere hätte schlachten müssen. Mit Clean Feeding möchte ich diesen Weg wieder beschreiten: nutzen, was übrig ist und was natürlich auch nachhaltig produziert worden sein sollte.
2. Was sagst du dazu den Hund komplett vegan zu ernähren? Ist das überhaupt möglich einen Hund vegan zu ernähren?
Natürlich wollen wir weg von der Lebewesen verachtenden Massentierhaltung. Ganz auf tierische Produkte zu verzichten liegt da nahe. Es gibt viele Hinweise, dass es gesünder ist, sich vorwiegend pflanzenbasiert zu ernähren. Auch unsere Hunde sind in der Lage pflanzliche Nahrungsmittel zu verwerten. Die meisten Hunderassen sind genetisch so ausgestattet, dass sie Kohlenhydrate gut verwerten können. Allerdings fehlt ihnen – genau wie uns Menschen – eine enzymatische Ausstattung zur Aufspaltung von Cellulose, dem Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände. Wir Menschen machen das z. B. durch das Kauen wett, für Hunde müssen die Nährstoffe in pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Gemüse und Obst durch Zerkleinerung (Schreddern oder Pürieren) oder Garen verwertbar gemacht werden.
Proteine sind ein sehr wichtiger Nährstoff, da sie die Baustoffe für die ständigen Umbauten im Körper zur Verfügung stellen. Es ist elementar wichtig, dass alle benötigten Proteine über die Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Tierische Proteine sind sowohl für uns Menschen als auch für unsere Hunde besser verwertbar, da sie den körpereigenen ähneln. Auch pflanzliche Nahrungsmittel enthalten Proteine, jedoch nicht immer in der benötigten Zusammensetzung der Aminosäuren (daraus bestehen die Proteine).
Hinzu kommt, dass manche pflanzliche Nahrungsmittel wie z. B. Hülsenfrüchte, die eine recht gute Ausstattung mit Proteinen haben, oft nur in kleinen Mengen vertragen werden. Es ist daher zwar möglich aber nicht einfach, vegane Mahlzeiten für den Hund so zu gestalten, dass er optimal versorgt ist. Auf keinen Fall sollte man das auf eigene Faust probieren, sondern immer die Unterstützung und den Rat von Experten einholen, wenn man den Hund vegan ernähren möchte. Einfacher ist es, die Rationen mit einem kleineren als heute üblichen Anteil tierischer Proteine oder vielleicht auch vegetarisch (ohne Fleisch, nur mit Milchprodukten und Eiern) zu gestalten.
3. Würdest du die vegane Ernährung für gesunde Hunde ohne Lebensmittelallergien “empfehlen”?
Nein, das würde ich eher nicht. Aus schon genannten Gründen ist es nicht einfach, den Hund vegan zu ernähren. Man kann dabei leicht Fehler machen. Es spricht im Hinblick auf Tierschutz und Nachhaltigkeit ja auch nichts dagegen, den Hund mit kleineren und dafür aus artgerechter Nutztierhaltung stammenden Anteilen Fleisch, sowie auch Milchprodukten und Eiern zu versorgen.
Mein persönliches Fazit
Das kommt bei uns ins den Napf
Ich glaube daran, dass immer mehr Hunde Allergien entwickeln werden und auf tierische Proteine reagieren werden. Wahrscheinlich eine weitere Folge durch menschlicher Hand entstanden. Impfungen, Wurmkur und sehr viel Fleisch als Futter können irgendwann eine Abwehr entwickeln, sodass Hunde vielleicht irgendwann vermehrt auf tierische Proteine reagieren. Wer weiß.
Eine Ernährung für die Hunde komplett fleischlos ist für uns (vielleicht noch) nicht der richtige Weg. Wir füttern 50 % tierische Proteine und 50 % pflanzliche Proteine im Napf und haben zudem 2 fleischlose Tage. Wir orientieren und da stark an dem Clean Feeding Konzept von Anke Jobi.
Ich handhabe es demnach bei meinen Hunden so, wie ich es den Menschen immer empfehle. Ihr müsst euch nicht so ernähren wie ich das mache und komplett auf Fleisch verzichten. Reduziert euren Konsum und kauft hochwertigeres Fleisch, damit ist schon ein großer Beitrag geleistet.
Eines ist mir noch ganz wichtig. Jeder Hund ist anders, deswegen solltet ihr für euch den richtigen Weg finden.
Wie sind eure Erfahrungen? Ernährt ihr eure Hunde vegan?
Liebe Grüße
Tine
Quellenangaben / Mehr Infos:
https://www.peta.de/hund-katze-vegan-ernaehren
©DogSoulmate Christine Roth
Sie können jederzeit und ohne meine Erlaubnis auf diesen Artikel verlinken oder ihn auf Facebook oder ähnlichen Plattformen teilen. Jegliche Vervielfältigung oder Nachveröffentlichung, ob in elektronischer Form oder im Druck, kann nur mit meinem schriftlich eingeholten und erteilten Einverständnis erfolgen. Von mir genehmigte Nachveröffentlichungen müssen den jeweiligen Artikel völlig unverändert lassen, also ohne Weglassungen, Hinzufügungen oder Hervorhebungen. Eine Umwandlung in andere Dateiformate wie PDF ist nicht gestattet. In Printmedien sind dem Artikel die vollständigen Quellenangaben inkl. meiner Homepage beizufügen, bei Online-Nachveröffentlichung ist zusätzlich ein anklickbarer Link auf meine Homepage oder den Original-Artikel im Blog nötig. Die gezeigten Bilder dürfen nur mit meiner Genehmigung genutzt werden!
Hundehaltung und die liebe Fütterung unserer Hunde. Ich glaube, da gibt es so viele Meinungen wie Hundehalter -eine Menge.
Vegane Ernährung kann ich mir für meine Hunde nicht vorstellen, unabhängig von meinem eigenem Essverhalten. Aber Hundefutter auf Insektenbasis – was wir schon mal testen durften – dagegen schon. Das finde ich, ist eine gute Alternative.
Ansonsten bekommen meine Hunde viel Gemüse (zu ihrer Dosen Portion) in den Napf und oftmals auch das, was vom Menschenessen übrig bleibt oder ich koche ganz einfach mehr und für sie dann mit.
Liebe Dani, vielen lieben Dank für dein Kommentar!