Wie nachhaltig sind Hundeleinen aus Leder?

Seit ein paar Wochen recherchiere ich über die Herkunft des Leders verschiedener Hundemarken für Hundelederleine. Warum? Weil es sehr wichtig ist zu wissen, wo das Leder für die Leine herkommt, bevor man sich für einen Kauf entscheidet. Eine Lederleine ist nämlich nicht immer so nachhaltig wie wir denken, auch, wenn sie womöglich plastikfrei und ein “Naturprodukt” ist.

“Handgefertigt in Deutschland” soll den Konsumenten vermitteln, dass deutsche Handarbeit und somit ein besonderes Unikat verkauft wird. Doch dahinter kann nicht nur ein billig Leder aus Asien stehen, sondern auch Kinderarbeit, große Umweltverschmutzung und Reste von gesundheitsschädlichen Stoffen.

Die genaue Herkunft und die Herstellung des Leders für Hundeleinen herauszufinden ist nicht immer so einfach wie man denken mag. Die Hersteller sind da teilweise nicht transparent was die genaue Herkunft angeht. Ich nenne euch aber zunächst Punkte, warum es wichtig ist bei einem Lederprodukt genauer hinzuschauen.

Warum ist es so wichtig zu wissen, wo das Leder herkommt und wie es gegerbt wird?

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Wie so oft hat die enorme Nachfrage nach dem Produkt Leder dazu geführt, dass die Lederherstellung heute häufig in sogenannte Billiglohnländer verschoben wurde und dort leider unter gefährlichen Bedingungen produziert wird.

Um die Haut für die Industrie nutzbar zu machen, werden häufig chemische Stoffe eingesetzt, die nicht nur für die Arbeiter:innen schädlich sind, sondern letztlich für die Umwelt sehr schädlich und sie können zudem das Endprodukt Leder giftig und sogar krebserregend machen. Laut der Albert Schweizer Stiftung habe ich folgende Infos dazu gefunden:

42,5 % der untersuchten Produkte hatten gesundheitsschädliche Rückstände

Für die Leder Gerbung wird fast überall neben einer Reihe anderer Chemikalien Chrom III verwendet, aus dem sich unter unsachgemäßen Gerbbedingungen oder bei Verwendung qualitativ schlechter Gerbstoffe das erbgutschädigende und allergieauslösende Chrom VI bilden kann. Dieses giftige Reaktionsprodukt aus dem Gerbprozess bleibt im fertigen Lederprodukt enthalten und kann sogar krebserregend sein. Eine Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat ergeben, dass in 42,5 % der auf Chrom VI untersuchten Proben entsprechende Rückstände enthalten waren und Stiftung Warentest hat im letzten Jahr in jedem fünften Kinderschuh und in jedem dritten Arbeitshandschuh im Test so große Mengen des gesundheitsschädlichen Stoffs gefunden, dass sie eigentlich nicht hätten verkauft werden dürfen.

Leder ist nicht immer ein Abfallprodukt

Weit verbreitet ist die Annahme, dass das bei uns angebotene Leder lediglich ein Abfallprodukt der deutschen Fleischindustrie sei. Doch die Realität sieht anders aus: Die Ledergewinnung macht die Schlachtung der Tiere noch profitabler und ein großer Anteil vor allem an Billigleder kommt aus dem Ausland – aus Ländern wie Indien, Vietnam, Bangladesch und China. Die Dokumentation »Gift auf unserer Haut« geht der Lederproduktion in Bangladesch auf die Spur und bringt erschütternde Arbeitsbedingungen für teilweise minderjährige Arbeitskräfte, schlimme Tierquälerei und schwere Umweltverschmutzung durch giftige Gerbsubstanzen zutage.

“Made in…” sagt nichts über die Herkunft aus

Um Produktionskosten zu sparen, kaufen immer mehr Lederwarenhersteller vorgegerbtes Rohleder in Billiglohnländern oder lassen ihre Ware komplett dort produzieren. Der Verbraucher kann dies nicht nachvollziehen, denn für Leder gibt es keine Kennzeichnungspflicht und die Ursprungsbezeichnung »Made in« gibt lediglich darüber Auskunft, in welchem Land die Bestandteile zum Endprodukt zusammengefügt wurden – es sagt nichts über die Herkunft der verwendeten Materialien aus.

Kinderarbeit und Umweltschutz

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In vielen Gerbereien außerhalb der EU gelten weder Umwelt- noch Sozialstandards. So verlieren die teilweise minderjährigen Arbeiter:innen in Bangladesch ohne Schutzkleidung bei Unfällen an gefährlichen veralteten Maschinen Gliedmaßen, stehen barfuß in der Chromlauge und atmen Tag für Tag die giftigen Dämpfe ein. Der ständige ungeschützte Kontakt mit den Chemikalien führt zu schweren Haut- und Atemwegserkrankungen. Auch die umliegende Bevölkerung ist wegen der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung von Erkrankungen wie Fieber, Hautausschlägen, Atemproblemen und Durchfall betroffen, denn die Abwässer aus den Gerbereien werden ungefiltert in den Fluss entsorgt und vergiften den Boden und verseuchen das Grundwasser. Große Mengen an Wasser werden auch für Produktion selbst benötigt. 75 bis 250 Liter werden pro Kilogramm Leder verbraucht.

Und genau deswegen sollten wir wissen, wo das Leder für die Hundelederleine herkommt und wie es gegerbt wurde

Aus den eben genannten Gründen ist nun wohl leicht nachvollziehbar, warum wir keine billig Lederleine kaufen sollten, wo wir weder die Herkunft noch die Gerbung kennen.

Daran erkennt ihr nachhaltigeres Leder für Hundeleinen

Foto: DogSoulmate / Lederleine aus Bio rhabarberleder
  • Vegetabil gegerbtes Leder
    …ist deutlich schonender für die Umwelt und sicherer für die Konsument:innen, denn die pflanzliche Gerbung hinterlässt keine Giftstoffe im fertigen Lederprodukt.
  • Leder aus Europa
  • IVN-zertifiziertes Naturleder
    Für IVN-zertifiziertes Naturleder sollen beispielweise nur als Nebenprodukt der Fleischgewinnung anfallende Tierhäute verarbeitet werden, die verarbeitenden Betriebe müssen ihr Abwasser gründlich reinigen, Chromgerbung ist nicht erlaubt, Farbstoffe müssen schwermetallfrei und möglichst pflanzlich sein. Zudem müssen strenge Sozialstandards in der Produktion eingehalten werden. Nur, wer diese Richtlinien bei der Lederherstellung einhält, darf sich mit der IVN Zertifizierung für Naturleder schmücken.
  • Achtung: “Bio Leder” und “Echtes Leder” sagen nichts aus! Es sind keine geschützten Bezeichnungen.

Somit habe ich mir ein paar große Hersteller herausgesucht und habe auf der Webseite nach der Herkunft des Leders geschaut oder, wenn ich nicht fündig wurde, habe ich die Marken angeschrieben.

Hundemarken geben Auskunft über die Herkunft des Leders oder auch nicht…

Ich bin auf verschiedene größere Hundemarken Webseiten gegangen, die Hundelederleinen verkaufen. Dort bin ich auf die Suche nach Informationen der Herkunft des Leders gegangen. Mal mit Erfolg, mal nicht. Wenn ich nichts gefunden habe, habe ich eine E-Mail Anfrage geschickt:

Auszug aus meiner E-Mail Anfrage:
“Von wo (aus welchem Land) beziehen Sie das verarbeitete Leder? 
Wie wurde es gegerbt? 
Kennen Sie die Haltungsbedingungen? 

Ich würde mich freuen, wenn ich die Informationen in meinem Beitrag über ihr Produkt noch ergänzen könnte.”

Leider habe ich nicht von allen eine Information erhalten. Die Übersicht seht ihr hier:
Keine bezahlte Werbung!

HunterUnsere Leder beziehen wir ausschließlich aus Deutschland und dem europäischen Ausland – mit Ausnahme des Bison-Leders für unsere Serie CODY (siehe z.B. Halsband Cody | Cody | Looks | Wir lieben HUNTER ), dass wir aus nachhaltiger und streng kontrollierter Zucht aus Nordamerika beziehen.Die Webseite gibt viele Informationen über die Herkunft des Leders. Auf meine E-Mail Anfrage wurde aber dennoch sehr schnell reagiert.
Für mehr Informationen wurde mir folgender Link genannt Leder ist unsere Leidenschaft | Wir lieben HUNTER oder unter Die Manufaktur – Made in Bielefeld (hunter.de)
Lill´sDas Leder stammt von europäischen Rindern (Bezug aus Schlachthöfen, vorwiegend Tier aus Freilandhaltung aufgrund der Lederstärke) und wird in Europa pflanzlich gegerbt und verarbeitet.Ganz oben bei der Produktbeschreibung findet man die Informationen über Gerbung und Herkunft. Sehr transparent aufgearbeitet. Es war keine E-Mail Anfrage nötig.
Cloud7Keine Rückmeldung
FreudentierKeine Rückmeldung
Miacara…Das Leder stammt aus Italien, unser naturbelassenes Leder wurde vegetabil gegerbt
Haltungsbedingungen: lt. Aussage unseres Lederlieferanten stammen die Häute von Tieren aus Weidehaltung im süddeutschen Raum…
Auf der Webseite wurde ich nicht direkt fündig aber die Auskunft kam per E-Mail innerhalb eines Tages.
Hund natürlichKeine Rückmeldung
William Walker Aktuell kommt unser Leder ausschließlich aus Europa. Unsere Wildleder, Nappaleder und Glattleder Kollektion kommt aus einem Familienunternehmen aus der Türkei, das sich der Herstellung qualitativ hochwertigster Lederprodukte verschrieben hat. Diese beziehen ihre Rohstoffe aus der Türkei, Italien und Deutschland. Wir waren selbst vor Ort und haben uns ein Bild von der Arbeitsweise, den Räumlichkeiten und den Menschen gemacht und waren begeistert. Das Leder wird dort vegetabil gegerbt, das heißt die Verarbeitung ist pflanzlich und chemiefrei (zur Gerbung werden zum Beispiel Eichenrinde oder versch. Früchte bzw. deren Saft genutzt). Für unsere Produkte werden Kalbs- und Rindsleder verarbeitet. 


Des Weiteren beziehen wir unser Leder für z.B. die Nobile Kollektion aus einer kleinen Lederwerkstatt in Italien. Die Rohstoffe kommen hier auch direkt aus Italien. Das Rindsleder besitzt eine Saffiano-Prägung.
Auch hier wurde ich nicht direkt auf der Webseite fündig, aber die Antwort kam per E-Mail innerhalb eines Tages.



Fazit: Achtung beim Kauf von Hundelederleinen oder vielleicht doch zur Stoffleine greifen

Lederleinen sind zwar plastikfrei aber nicht zwingend eine nachhaltigere Alternative. Bei Lederprodukten sollten wir zwei mal schauen was gekauft wird. Nicht nur aus Tierschutz und Umweltschutzgründen, sondern auch wegen den Arbeitsbedingungen. Zudem will keiner von uns ein Produkt in der Hand halten, was möglicherweise Giftstoffe abgibt.

Wenn Händler keine genaue Auskunft auf deren Webseite geben, solltet ihr einfach freundlich nachfragen. Ansonsten achtet auf die nachhaltigen Kriterien, die ich oben genannt habe.

Angemerkt werden sollte abschließend noch, dass veganes Leder aus Tierschutzsicht definitiv eine echte Alternative darstellt, es allerdings nicht immer als viel umweltfreundlicher als tierliches Leder gelten kann, da dessen Produktion sehr erdölintensiv sein kann.

Beste Grüße

Tine DogSoulmate

Reportage:
ZDF-Reportage „Gift auf unserer Haut“

Quelle für diesen Beitrag:
https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung
https://utopia.de/ratgeber/einkaufsratgeber-leder-echt-bio-pflanzlich-gegerbt/

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